Freitag, 20. März 2020
Mi., 18. März
Viruzid! Soeben habe ich auf der Website des Robert-Koch-Instituts (RKI) gesehen, dass die Desinfektionsmittel, mit denen wir seit Tagen erbarmungslos gegen das Virus kämpfen, dafür gar nicht geeignet sind – sie sind lediglich antibakteriell. O.k., besorgen wir eben eines mit antiviraler Komponente. Immerhin haben wir kollateralmäßig ein paar Bakterien gekillt.


Crash Gestern abend fuhr meine Frau unsere Tochter zu einer Freundin mit vertrauenswürdigen Eltern und mutmaßlich coronafreiem Haushalt. Auf dem Rückweg kam sie in einem Waldstück als Erste zu einem Unfall, der sich soeben ereignet hatte. Ein Golf war übel an einen Baum geknallt. Als sie die Tür öffnete, saß eine wohl erheblich verletzte Frau hinter den inzwischen erschlafften Airbags und stieß – ohne auf den Unfall oder ihre Verletzungen einzugehen – hervor, dass sie wegen Corona ihr Geschäft schließen müsse, vier Kinder zu ernähren habe und völlig am Ende sei.
Als ich unsere Tochter später wieder abholte, erzählte sie, eine Freundin ihrer Freundin sei kürzlich von Innsbruck zurückgekommen und positiv gestetet worden. Aber sie habe seither keinen Kontakt zu ihr gehabt. Kommen die Einschläge näher?


Virus vs. Dax Heute steht die Zahl der in Deutschland Infizierten (9.366) erstmals höher als der ständig fallende DAX (8.552). Wenn das beides exponentiell so weitergeht, sieht’s nicht gut aus. Andererseits, der VDZ liegt heute bei 3,7 Tagen – Verbesserung oder Laune der Statistik? Vielleicht wurden auch einfach weniger getestet.


Polizeimaßnahmen Große Schwierigkeiten bereitet der Umgang mit rüstigen alten Leuten, die zum Beispiel überhaupt nicht einsehen wollen, dass sie nicht mehr selbst einkaufen gehen sollen. Die betagte Mutter einer unserer Bekannten will nicht einsehen, dass sie nicht mehr mit ihrem Auto zum Supermarkt fahren soll, und fährt heimlich damit los. Ihre Kinder versuchen nun, sie mit polizeilichen Methoden, also Kreidemarkierungen auf den Reifen, zu überführen.


Merkelmutrede Vorhin TV-Ansprache der Kanzlerin. Sie will Mut machen und fordert vor allem zu Solidarität auf. Leichtes Mitschwingen einer unterschwelligen Drohung, dass es schon noch weitere Maßnahmen geben könnte, wenn die ergriffenen jetzt nicht den notwendigen Erfolg bringen sollten. Das heißt vermutlich Ausgangssperre – was meine Frau und ich händeringend herbeisehnen. Dann würde endlich Klarheit herrschen – alle, Kinder, leichtsinnige Eltern befreundeter Kinder, Großeltern bleiben, wo sie sind, und dieses ewige Feilschen um ein bisschen Ausgang und sich doch noch mit anderen zu treffen, hätte ein Ende. Angesichts dessen, was die Gesundheitsexperten sagen, war mir die Rede etwas zu kuschelig.
Außerdem: Wenn man in den Nachrichten sieht, wie unsere Politiker emsig beieinander stehen, vom fürs Volk verordneten Sicherheitsabstand keine Spur, dann frage ich mich, wie das ein Vorbild sein kann.


Bleibt's dahoam! Deprimierende Entwicklung im Tagesverlauf: der VDZ sank auf 2,3 Tage, die Infektionszahl stieg um fast 50% seit gestern. Lothar Wieler, der RKI-Präsident, eines der seriösen Gesichter der Krise, prophezeit deutschlandweit 10 Millionen Infizierte in zwei bis drei Monaten, wenn die Deutschen so weitermachen wie momentan.

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