Mittwoch, 21. Oktober 2020
Mi., 21. Oktober
Mei, mei Hoamatl! Jetzt, da die Pandemie den Rupertiwinkel ergriffen hat, ist die Zeit gekommen, mich zu outen. Ja, ich komme aus Berchtesgaden, nicht direkt aus dem Ort, sondern von weiter oben. Ich habe sogar jeden Tag vom Balkon aus auf den Watzmann geglotzt. So wie jetzt auf die Münsinger Kirche.



Der Watzmann ist natürlich viel größer als die Münsinger Kirche und birgt zahlreiche mythische Geheimnisse (siehe Bild), und ihn zu betreten ist auch wesentlich gefährlicher.
Besonders nahe kommt man dem Watzmann – insbesondere seiner berüchtigten Ostwand, wenn man sich auf ein Schiff der Bayerischen Seenschifffahrt begibt und sich über den Königssee schippern lässt. In Zeiten von Corona könnte dieses Vergnügen jedoch ähnlich riskant sein wie das Kraxeln in der Wand, denn wer einmal auf so einem Schiff war, der weiß: da geht's grüabig eng zu. Auf ihrer Website weist die Seenschiffahrt denn auch darauf hin: "... es müssen keine Kontaktdaten der Fahrgäste erfasst und es muss auch kein Mindestabstand an Bord eingehalten werden. Auch gibt es keine grundsätzliche Kapazitätsbeschränkung."
Angesichts dessen rennt der gemeine, also der eingeborene Berchtesgadener, obwohl er als "wuider Hund, der si nix scheißt" bekannt ist, schnell auf einen Berg und wartet auf irgendeiner Hütte ab, bis es im Tal nicht mehr kriselt. Aber die, die unten bleiben mussten, um sich um die Tausende von Touristen zu kümmern und mit ihnen Superspreader-Events auszurichten, die hat's jetzt sauber erwischt. Nun wurde also gelockdownt, und die Touristen sollen sich schleichen, aber bitte avanti! Ähnlich wie vormals in Ischgl verteilen sich die Heimgeschickten jetzt ungetestet über den Restglobus – eigenverantwortlich, wie es gestern aus dem zuständigen Bayerischen Ministerum hieß.

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