Mittwoch, 14. Juli 2021
So., 27. Juni 2021
Dr. Lohse berichtet: Die 68. Woche der Pandemie in Münsing
Wie gut, dass wir heute nicht wissen, was übermorgen gestern war!
Am Samstag pflanze ich mit vorsichtiger Hand Salatpflänzchen in das Hochbeet, um stets Nachschub zu haben, zupfe am Wein umher und freue mich über den zahlreichen Fruchtansatz.
Am Montag das erste Singen mit dem Kirchenchor in einer luftigen Scheune in Reichenkam, die Tore weit offen. Nach vier Liedern schließen wir die Tore, da Windböen aufkommen. Bei dem ersten Durchgang eines sehr melodisch emotionalen Ave Maria ein erster Einschlag wie mit einem Hammer auf das Dach ? bang. Zwei Atemzüge später weitere Einschläge, Sturm, Getöse, Kälte Lärm. Im Anschwellen des Sturmes, im Gehämmere des Hagels singen wir nun erst recht mit aller Kraft dieses traumhafte Ave Maria, wie oft wurde es wohl in der Geschichte genutzt, um Angst wegzusingen oder wegzubeten? In Krieg, Pestilenz und Naturkatastrophe?



Die Körner sind golfballgroß. Die Salatpflänzchen gehäckselt, der Weinstock traurig, die Autos bisserl verbeult. Aber ein Blick links und rechts, zu völlig zertrümmerten Scheiben, zerstörter Feldfrucht und zerschlagen Gewächshäusern relativiert mein eigenes Erlebnis und lässt mich dankbar sein, lediglich eine beeindruckende Geschichte bezeugen zu können.

Die Pandemie sperre ich etwas aus. Grundlegende Aktivitäten wie Menschen treffen, ungezwungen zu sein und in den Tag zu leben geht sehr gut ohne wirkliche Einschränkung für mich in meinem Lebensrhythmus. Große Konzerte, Partys und Menschengeknödel dicht auf dicht ist eh nicht meins, wobei der Konzertbetrieb ja schon wieder angelaufen ist, allerdings eher klassische oder geordnete Konzerte mit klaren Regeln. Da ich vom Naturell her eher etwas sozial distanziert bin und unüberschaubare Szenen nicht meins sind, unterliege ich somit eigentlich keinen Einschränkungen mehr.
Bis das in mich hineinsickert und ich mich tief drinnen auch wieder entspanne, das wird noch dauern, aber es wird sicher kommen.

Die Pandemie ist gerade in der Sommerpause, überlegt sich aber, wie sie wohl wieder Zutritt zu uns bekommen könnte: Da hätten wir augenblicklich eine Fußball-Europameisterschaft im Angebot. Trotz aller Bemühungen hat es die deutsche Nationalmannschaft eine Runde weiter geschafft und darf samt Tross ohne Quarantäne und allgemeine Coronaregeln nach Wembley/England fahren. Dorthin, wo die Zahlen so hoch wie seit vier Monaten sind. Natürlich werden sie getestet, aber selbst bei einem positiven Teilnehmer gibt es Sonderregeln. Zum Abschlussspiel dürfen 60.000 Zuschauer ins Stadion. Hoffentlich kommen England und Russland in dieses Endspiel, dort sind die Zahlen eh schon hoch und keiner reist bei uns durch. In Petersburg und Moskau (beides Spielstätten der EM) sind die Zahlen explodiert, die Fanmeilen bleiben offen, the show goes on, must it?
Auf Mallorca hat eine einzige Fähre vom spanischen Festland auf die Insel und zurück gereicht, um weit über 400 Schulabsolventen aus allen Regionen mit Corona wieder nach Hause kommen zu lassen.

Aber eigentlich ist alles gesagt, wir versuchen auf allen Kanälen Werbung für die Impfung zu machen. Aber unser Erfolg ? die niedrigen Fallzahlen hierzulande ? scheinen unseren Erfolg zunichte zu machen. Gerade bei jungen Frauen hält sich die Mär von der Unfruchtbarkeit durch Impfung. Alle Fachgesellschaften betonen, wie wichtig eine Impfung vor einer Schwangerschaft ist, wie wichtig der Schutz der jungen Generation von 16-30 Jahren ist. Dieses zentrale Thema aber ?kann ich Kinder bekommen?? ist derart irrational besetzt, dass bei vielen aufgrund einer einzigen manipulierten Falschinformation der Rolladen zu ist, das Thema beschlossen ist (Impfung = gefährlich) und aus. Da wird nicht gefragt, was Covid-19 mit der Fruchtbarkeit macht, oder wie es den Geborenen geht, deren Mamas während der Schwangerschaft Corona hatten.
Nun gut, ich kann und will die Welt nicht ändern, die Welt macht eh was sie möchte. Das befreit natürlich auch, denn von meiner Seite glaube ich, meinen Beitrag zu leisten ? der Rest liegt nicht in meiner Verantwortung.

Und bei allem Sturm, der über die Länder geht: Danach ist die Welt, die Atmosphäre eine ganz besondere: Wir gehen nun oft behutsamer miteinander um, sind uns vieler Dinge bewusster. Auch nach einem Hagelsturm gibt sich die Nacht ganz besonders Mühe, den Mondaufgang in einem zauberlichen Lichte zu etwas Wunderbaren zu machen



Für die beiden Bilder bedanke ich mich besonders bei unserer Nachbarin mit dem guten Blick und dem netten weißen Huhn, das mich durch Besuche immer wieder fröhlich macht.

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