Dienstag, 17. Mai 2022
Di., 10. Mai 2022
Blog-Blockade
Seit dem 24. Februar, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, habe ich nichts mehr geschrieben. Was auch? Ich bin froh, dass Dr. Lohse unverdrossen weitermacht, aber er ist ja auch Arzt, und das Corona-Thema wird ihn sicher noch eine Weile beschäftigen.
Aber für einen Normalverbraucher und Mainstreamnachrichtenkonsumenten wie mich ist das Thema durch. Putin hat Covid praktisch abgeschafft. Kein Heute-Journal, keine Tagesthemen starten seit Kriegsbeginn mehr mit dem bunten pickeligen Virus-Knödel, in dessen Gefolgschaft Inzidenz-Grafiken gepaart mit düsteren Todesraten über die Mattscheibe flimmern. Die Inzidenzen lagen zu Kriegsbeginn bei ca. 1.500, was angesichts der von vielen befürchteten Russeninvasion und der Nuklearbedrohung als nicht besonders aufregend empfunden wurde (auch wenn es geraume Zeit vorher noch geheißen hatte, ab Inzidenz unter 35 könne man Öffnungen in Gastronomie und Kultur ins Auge fassen). Nur wer beruflich mit Corona befasst ist oder das Pech hatte, sich doch noch die Ominkron-Variante samt heftigen Symptomen einzufangen, richtet sein Ohrenmerk noch auf die paar Covid-Nachrichtenkrümel, die ihm der Krieg übriglässt.
Der blasse Kreml-Herrscher, der, offensichtlich von Minderwerigkeitskomplexen geplagt (mein Palast, meine Yachten, meine Raketen, meine Tische?), sich vom Westen und der Nato gedemütigt fühlte, weil diese trotz seines massiven Aufmarsches an den Grenzen zur Ukraine nicht auf seine Forderungen nach einer Rücknahme der Osterweiterung eingehen, ja gar nicht erst darüber diskutieren wollten, hat das getan, was im Vorfeld keiner wirklich glauben wollte. Im Nachhinein fragt man sich natürlich, wie diese Umzingelung mit 150.000 Mann und Kriegsgerät ohne Ende wohl sonst hätte ausgehen sollen.



Die Versteher
Als Frauenversteher wird gerne jemand bezeichnet, der z.B. am Stammtisch dem Frauenwahlrecht tatsächlich auch positive Aspekte abgewinnen kann oder einen Kumpel, der gerne seine Frau verprügelt, vorsichtig fragt, ob er es denn schon mal mit Reden versucht hätte. Dem Frauenversteher wird dabei nicht vorgeworfen, dass er die Frauen verstehe, sondern dass er Verständnis für sie aufbringt, aber diese semantischen Differenzierungen sind dem Frauenversteherverwender eher fremd.
Eine neue Wortschöpfung aus aktuellem Anlass ist der Putinversteher. Sich auf sprachlich ähnlichem Niveau wie der Frauenversteher bewegend meint das Putinverstehen nicht zwangsläufig, dass der Versteher des Russischen mächtig ist, sondern dass er ein der Kumpanei verdächtiges Verständnis für den Despoten aufbringt. Das ist bereits dann der Fall, wenn jemand vorsichtig einwendet, man hätte den Gesprächsfaden vielleicht besser nicht abreißen lassen sollen, oder dass der Kremlmann unter seinem Riesenschreibtisch ein Köfferchen stehen hat mit einem roten Knopf darin, und man ihn deshalb lieber nicht völlig in die Enge treiben sollte.
Hätte beispielsweise Hitler, sein Bruder im Geiste, in seinen letzten Bunker-Tagen ein solches Köfferchen gehabt, dann hätte der sauber aufs Knöpfchen gedrückt, logisch, da muss man kein Hitlerversteher sein.
Klar jedoch ist: Der Frauen- sowie der Putinversteher sind beide elende Weicheier. Eine auflagenstarke deutsche Zeitung hat sie, zumindest die Putinversteher, mit Corona-Leugnern und Querdenkern gleichgesetzt, Virusverstehern also. Womit wir wieder beim Thema wären. Aber ich schreib ja nichts mehr.

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