Mittwoch, 18. November 2020
Mi., 18. November
Dr. Lohse berichtet: Die 35. Und 36. Woche der Pandemie in Münsing
Seit kurzem begleitet mich eine Eule. Als Vater dreier Töchter bin ich natürlich mit einem Smartphone-ausgestattet und nutze im Alltag oft Whatsapp. Da bin ich manchmal etwas irritiert von den Photos, die als Statusbild benutzt werden und benutzte ich seit vielen Jahren ein Antibild: Auf einer Reise hatte ich das Plakat einer Theateraufführung mit einer Wilderergeschichte gesehen und ein Bild des Wilderers gemacht. Dies nutzte ich nun als „Antiposingbild“ im Whatsappprofil. Letzte Woche sind wir – ein Freund und ich - im Wald unterwegs, um die Rehe etwas zu füttern. Da flattert am hellerlichten Tag auf Augenhöhe eine Eule aus einem Baum, eine zweite schlupft aus dem gleichen Baumloch und blickt uns unverwandt an. Mein Freund hat sofort sein Handy mit Kamera zur Hand, wunderbare Bilder entstehen. Diese Eule, die so vertrauensvoll das Photoshooting abgewartet hat, begleitet mich nun auf Whatsapp anstelle des verwegenen Wilderers der letzten Jahre.


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Die Infektambulanz ist angelaufen, viel besser, als wir es uns haben träumen haben lassen. An jedem Wochentag ist vormittags Betrieb, es geht Schlag auf Schlag, genauso wie wir uns dies erhofft hatten. Es kommen viele Patienten mit einer normalen Erkältung, aber auch etwa ein Drittel mit einem SarsCov2 Infekt. Die Zeitplanung klappt so gut, dass fast keine Wartezeiten entstehen. Allerdings gibt meine Corona-Warn -App nun immer Alarm wegen „geringem Risiko“. Geringes Risiko deshalb, da wir selten länger als 10 Minuten mit einem Patienten zusammen sind.
Rund um uns herum in Europa und vielen Teilen der Welt tobt sich die Pandemie durch die Länder, der Winter hat erst angefangen und dauert noch vier Monate. In den Sitzungen unserer Planungsgremien ist gut zu sehen, wie die großen deutschen Behandlungskapazitäten zu schrumpfen beginnen. Der Chor derer, die nicht nur alles wissen, sondern alles schon immer besser gewusst haben, wird wieder lauter und schriller. Demos von irritierten Menschen werden zur Wochenendnormalität. Aber die ganz ganz große Menge der Mitbürger ist so unglaublich vernünftig, dass ich tiefen Respekt habe.
Da gibt es das „Wunder von Madrid“: Die Hauptstadt Spaniens war noch vor wenigen Wochen ein schwer betroffener Hotspot. Durch politische Streitereien kam es nicht zu einem strengen Lockdown, sondern es bleibt bei lockeren Maßnahmen und viel Eigenverantwortung. Und die Zahlen sinken. Viel wird diskutiert, warum und wie das sein kann. Man sollte vielleicht wissen, dass die Spanier mit den höchsten Todeszoll aller Länder zu zahlen hatten. Leider ist die Regierung in der Rationalität des Handelns eher derart, dass sich die Bürger besser seiner Eigenverantwortung zuwenden. Das wissen die meisten Bürger, die im ersten Lockdown extrem gelitten hatten: Über Monate durften die Wohnungen nicht verlassen werden, nur eine Person konnte zum Einkaufen kurz raus, Sport und Spazierengehen war verboten. Vor allem die Kinder durften über Monate die Wohnungen überhaupt nicht verlassen – trotzdem so viele Tote.
In Madrid wollte der Ministerpräsident einen erneuten Lockdown verhängen, scheiterte an einer widerspenstigen Regionalregierung. Die Lokale blieben offen, die Kontaktbeschränkungen moderat. Die Kliniken werden im Augenblick nicht überlaufen, die Infektionszahlen gehen zurück. Warum?
Nein, es liegt nicht daran, dass es kein Virus gibt!
In Madrid werden aber massenweise Antigen-Schnelltests eingesetzt. Hier bekomme ich nach 20 Minuten mein Testergebnis, in der Arztpraxis, in der Firma. Der Test sieht aus wie ein Schwangerschaftstest. Unmittelbar und konkret. Das sieht man vor Augen und dann ist es leicht, sich verantwortlich zu verhalten. Ich bin überzeugt, dass diese Art zu testen zwar nicht ganz so präzise ist, wie die PCR-Testung, aber es gilt: Lieber etwas ungenauer, aber dafür sofort. Damit ist dann Eigenverantwortung erleichtert.
Ich meine, wir sollten uns nicht zu gut sein, von den Virusgebeutelten Spaniern etwas zu lernen. Allerdings traut in Katalonien, einem Teil Spaniens, die Regionalregierung diesem Phänomen nicht so recht und hat dort erneut einen Lockdown verhängt.

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Freitag, 13. November 2020
Fr., 13. November
Das war's dann! Hoffentlich, kann man nur sagen. Trumpl glaubt vermutlich selbst nicht mehr an seinen "Wahlsieg", weiß aber wohl nicht, wie er aus seiner Spirale herausfindet. Oder er hat Angst, aus dem Haus zu gehen, weil er gleich eingekastelt werden könnte.
Nachdem es unabdingbar war, über seine Eskapaden zu berichten, die ja auch eng mit Corona zusammenhingen, beende ich hiermit feierlich seine Präsenz in diesem Blog – nicht ohne ihm noch ein hübsches Buidl hinterherzuwerfen.



Den Rat von RKI-Chef Lothar Wieler an das deutsche Volk, in nächster Zeit die Pobacken zusammenzukneifen, sollte sich auch an Trumpl zu Herzen nehmen: Bei dem, was er täglich alles rauslässt, wäre das sicher das Beste für Amerika und die Welt.

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Mein Ammerland – nein, nicht meines, sondern das von Franz Xaver Sailer, der seine Kindheitserinnerungen in einem kleinen handlichen Buch zusammengefasst hat.



Geboren und aufgewachsen im Hotel und Gasthaus am See in Ammerland, erzählt er in kleinen Begebenheiten von einer harmonischen Kindheit in einer idyllischen Umgebung, die geprägt ist vom beginnenden Nachkriegstourismus und teils skurrilen Begegnungen mit den Menschen in seinem Dorf, in dem inzwischen vieles nicht mehr so ist, wie es einmal war.
Hardcover, 44 Seiten, 17,5 x 12,5 cm, farbig illustriert, 11,90 €, ISBN 978-3-9816330-9-2, Ambacher Verlag. Ab Ende November erhältlich bei Buchhandlung Rupprecht in Wolfratshausen, bei Bäckerei Krümel & Korn in Münsing oder über den Webshop des Verlags

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Samstag, 7. November 2020
Sa., 7. November
YYEESSS! Aber die schönste Nachricht an diesem sonnigen Prachttag ist die: Im Londoner Wachsfigurenkabinett Madame Tussaud's ist man bereits dabei, Trumpl umzuziehen – er kriegt ein fesches Golfdress an.

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