Dienstag, 17. Mai 2022
So., 15. Mai 2022
Dr. Lohse berichtet: Die 113. Woche der Pandemie in Münsing
Tag 7 meiner eigenen Coronainfektion, Tag 5 bei meiner Frau, die, wie es sich nach über dreißig Jahren Ehe geziemet, gleichzieht und nun auch mit einem dick positiven Coronaschnelltest brillieren kann.
Noch bevor ich das Testergebnis im Internet abrufen kann, klingelt das Telefon und es wird mir amtlich mit routinierter, fast gelangweilter Stimme mitgeteilt, dass ich bis zum 13. 5. Mitternacht in strenger Selbstisolation zu Hause zu bleiben habe, danach wieder frei sei. Meine Frage, ob ich mich als Angehöriger der ärztlichen Zunft dann mittels PCR freitesten muss, wird irritiert mit dem Hinweis, dass das ja wohl in meiner eigenen Verantwortung läge, abgeschmettert. Welch Wandel: Noch vor zwei Jahren wurden Quarantänemaßnahmen auch mit Hilfe der Polizei kontrolliert, zwei Wochen Isolation waren das Minimum, tägliche Telefonanrufe durch das Amt. Heute kommt einmalig ein Telefonat, eine kurze Zeit der nicht kontrollierten Selbstisolation - das war es...
In Kenntnis des sich rasch ändernden Regelwerkes weiß ich, dass ich mich ohne weitere Maßnahmen nach fünf Tagen wieder frei in der Welt bewegen darf, vorausgesetzt ich bin "symptomfrei". In der Arztpraxis darf ich (extra Regelwerk) erst wieder arbeiten, wenn ich PCR-negativ bin, da wir besonders vulnerable Patienten gefährden könnten. Nun ist am Tag acht mein heute durchgeführter Nasenbohrer-Schnelltest dick und fett positiv, in zartrosa. Was ist nun symptomfrei?

Zu Beginn der Infektion hatte ich das Gefühl, anstelle Myoglobin Vanillepudding in den Muskeln zu haben. Das Ersteigen des ersten Stockwerkes war derart anstrengend, dass jeder Gang wohl bedacht sein wollte. Das Atmen fiel schwer, die Bronchien pfiffen und sangen mit jedem Atemzug. Die Sauerstoffsättigung rutschte einige Punkte herunter. Ein allgemeines Krankheitsgefühl umfing mich, das Denken war zäh, das Bett mein Freund. Fieber oder Schmerzen traten nie auf.
Dann wandelt sich nach drei Tagen das Bild, Schnupfen und Nießen benötigen Berge von Taschentüchern, Bewegung ist anstrengend, aber es geht bergauf.
Nun 7 Tage nach Beginn habe ich noch einen vermehrten Schlafhunger, das Treppensteigen führt immer noch zu stark vermehrten Schnaufen, aber allgemeine Bewegung geht wieder gut. So kann ich nun stundenweise bisserl kruscheln, dann wieder eine lange Pause machen. Meiner Frau geht es ähnlich, wobei sie sich scheinbar etwas schneller erholt (sie ist ja auch viel jünger - vier Monate!)
Die rote Mappe ist leer, die Garage in Ansätzen aufgeräumt. Der Garten sieht traumhaft aus, ich konnte die schmalen Wege durch die herrliche Blumenwiese mit dem Rasenmäher nachmähen und flaniere nun regelmäßig wie ein echter Rentner durch den Garten und sehe nach dem Rechten.
Auch die Rechnungen für das Landratsamt sind geschrieben. Kaum drei Tage im Briefkasten, da beendet der Freistaat den Katastrophenfall. Da ich ja gerade Zeit habe, schreibe ich noch eine letzte Mai-Nachzügler-Rechnung und schließe damit das Kapitel "Versorgungsarzt" ab.
Damit verfüge nun auch nicht mehr über die Autorität, die mir der Gesetzgeber für dieses Katastrophenamt zugesprochen hat, die ich aber niemals benötigt habe. Da allerdings die Politik vorsichtig geworden ist, werde ich sofort gefragt, ob ich nicht vielleicht als "Ärztlicher Koordinator" weiter tätig sein möchte, man wisse ja nicht was kommt.
Aber es ist wirklich still geworden um die Tätigkeiten der Kommunen, der Ämter und der Politiker in Sachen Corona. Nur Herr Lauterbach reckt, sobald man ihn sieht, seinen mahnenden Lieblingsfinger und mahnt vor der Rückkehr der Deltamutation und meint, es würden im Herbst nun zwei Impfungen - eine gegen Omikron und eine gegen Delta - anstehen. Nu sollse mal hinnemachen und die versprochene Omikronadaption fertigmachen, die uns nach dem Motto "alles ganz einfach" für März versprochen hatten. Und nach meinem Verständnis ist bei der adaptierten Neuentwicklung beides (Delta und Omikron) inbegriffen ? wahrscheinlich jedoch hat Kollege Lauterbach noch viele Millionen herkömmliche Impfungen im Keller. Die will halt keiner haben, da die aktuellen Impfungen bei Omikron zwar vor schwerem Verlauf, nicht aber von Infektion schützt ? wie ich bezeugen kann.
Jetzt bleibt noch abzuwarten, dass ich nicht mehr ansteckend bin, dann kommt der nächste Schritt Richtung Normalität. Ein Fest.

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Di., 10. Mai 2022
Blog-Blockade
Seit dem 24. Februar, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, habe ich nichts mehr geschrieben. Was auch? Ich bin froh, dass Dr. Lohse unverdrossen weitermacht, aber er ist ja auch Arzt, und das Corona-Thema wird ihn sicher noch eine Weile beschäftigen.
Aber für einen Normalverbraucher und Mainstreamnachrichtenkonsumenten wie mich ist das Thema durch. Putin hat Covid praktisch abgeschafft. Kein Heute-Journal, keine Tagesthemen starten seit Kriegsbeginn mehr mit dem bunten pickeligen Virus-Knödel, in dessen Gefolgschaft Inzidenz-Grafiken gepaart mit düsteren Todesraten über die Mattscheibe flimmern. Die Inzidenzen lagen zu Kriegsbeginn bei ca. 1.500, was angesichts der von vielen befürchteten Russeninvasion und der Nuklearbedrohung als nicht besonders aufregend empfunden wurde (auch wenn es geraume Zeit vorher noch geheißen hatte, ab Inzidenz unter 35 könne man Öffnungen in Gastronomie und Kultur ins Auge fassen). Nur wer beruflich mit Corona befasst ist oder das Pech hatte, sich doch noch die Ominkron-Variante samt heftigen Symptomen einzufangen, richtet sein Ohrenmerk noch auf die paar Covid-Nachrichtenkrümel, die ihm der Krieg übriglässt.
Der blasse Kreml-Herrscher, der, offensichtlich von Minderwerigkeitskomplexen geplagt (mein Palast, meine Yachten, meine Raketen, meine Tische?), sich vom Westen und der Nato gedemütigt fühlte, weil diese trotz seines massiven Aufmarsches an den Grenzen zur Ukraine nicht auf seine Forderungen nach einer Rücknahme der Osterweiterung eingehen, ja gar nicht erst darüber diskutieren wollten, hat das getan, was im Vorfeld keiner wirklich glauben wollte. Im Nachhinein fragt man sich natürlich, wie diese Umzingelung mit 150.000 Mann und Kriegsgerät ohne Ende wohl sonst hätte ausgehen sollen.



Die Versteher
Als Frauenversteher wird gerne jemand bezeichnet, der z.B. am Stammtisch dem Frauenwahlrecht tatsächlich auch positive Aspekte abgewinnen kann oder einen Kumpel, der gerne seine Frau verprügelt, vorsichtig fragt, ob er es denn schon mal mit Reden versucht hätte. Dem Frauenversteher wird dabei nicht vorgeworfen, dass er die Frauen verstehe, sondern dass er Verständnis für sie aufbringt, aber diese semantischen Differenzierungen sind dem Frauenversteherverwender eher fremd.
Eine neue Wortschöpfung aus aktuellem Anlass ist der Putinversteher. Sich auf sprachlich ähnlichem Niveau wie der Frauenversteher bewegend meint das Putinverstehen nicht zwangsläufig, dass der Versteher des Russischen mächtig ist, sondern dass er ein der Kumpanei verdächtiges Verständnis für den Despoten aufbringt. Das ist bereits dann der Fall, wenn jemand vorsichtig einwendet, man hätte den Gesprächsfaden vielleicht besser nicht abreißen lassen sollen, oder dass der Kremlmann unter seinem Riesenschreibtisch ein Köfferchen stehen hat mit einem roten Knopf darin, und man ihn deshalb lieber nicht völlig in die Enge treiben sollte.
Hätte beispielsweise Hitler, sein Bruder im Geiste, in seinen letzten Bunker-Tagen ein solches Köfferchen gehabt, dann hätte der sauber aufs Knöpfchen gedrückt, logisch, da muss man kein Hitlerversteher sein.
Klar jedoch ist: Der Frauen- sowie der Putinversteher sind beide elende Weicheier. Eine auflagenstarke deutsche Zeitung hat sie, zumindest die Putinversteher, mit Corona-Leugnern und Querdenkern gleichgesetzt, Virusverstehern also. Womit wir wieder beim Thema wären. Aber ich schreib ja nichts mehr.

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So., 8. Mai 2022
Dr. Lohse berichtet: Die 112. Woche der Pandemie in Münsing
Jetzt bin ich richtig gespannt, ob das alles so stimmt, was ich da in letzter Zeit geschrieben habe.
Für unsere Patienten testen wir uns in der Praxis mindestens zwei Mal in der Woche, oftmals auch täglich, da sehr viele Coronaerkrankte mit uns in Kontakt stehen. Inzwischen kommt fast regelmäßig ein Anruf ?ich war gestern bei Ihnen wegen meines Knies, ich wollt nur sagen, mein Coronatest ist jetzt positiv?. Am Freitag begann ein leichter Jahreszeitenhusten doch intensiver zu werden, seit Samstag fühle ich mich krank und seit heute früh ist mein zur Zeit täglich durchgeführter Schnelltest positiv.



Automatisch generierte BeschreibungMuttertagsfrühstück und Kaffeetrinken bei den Eltern wird abgesagt, mit der Praxis das weitere Vorgehen abgesprochen, jetzt ist wohl erst einmal mindestens eine Woche Pause angesagt. Bei der letzten Mitarbeiterin der Praxis hatte es zwei Wochen gedauert, bis sie wieder negativ war.

Wenn die Rede des Arztes meines Vertrauens stimmt, stehen mir nun paar Tage grippigen Krankseins und dann etwas Langeweile bevor. Wäre ich ein Normalbürger, so dürfte ich nach fünf Tagen der Selbstisolation wieder meinen Alltagsdingen nachgehen, nicht aber als Mitarbeiter eines medizinischen Betriebes. Hier muss ein negativer PCR-Test vorliegen, bevor ich wieder auf die Menschheit losgelassen werden kann.

Danach sollte ich nach drei Impfungen und einem Infekt gut gewappnet sein für die kommenden Stürme der Pandemie. Was nur stelle ich jetzt mit so viel unverhoffter Zeit an?

Der Schreibtisch biegt sich. Mein Konto wird sich freuen: An das Landratsamt muss ich noch meine gesammelten Codo-Rechnungen stellen ab Dezember. Die Arzt-/ Laborrechungen wollen bei der Krankenkasse eingereicht werden. Der Wasserhahn wartet seit Monaten auf seine Reparatur, die Garage muss dringendst aufgeräumt werden. Und die Steuer ?

Nach den Weisungen meines Umfeldes soll ich mich jetzt schonen, aber mindestens die rote Mappe muss gemacht werden. Die rote Mappe ist so etwas wie das schwarze Loch meiner bürokratischen Seele: Wo ich in der Kliniktätigkeit in Leitungsposition sicher 70 % Schreibtätigkeit (elegant ausgedrückt ?administrative Tätigkeit?) ausführen musste, sind es in der niedergelassenen Praxis nur 10 %. Aber bei wöchentlich 50 Stunden Patientenarbeit sind das ja auch noch 5 Stunden. Krankenkassenanfragen, Atteste für dies und das, Bescheinigung nach Unfall, Ausfüllen eines Kurantrages, Berichte für das Versorgungsamt wegen Grad der Schwerbehinderung. Das alles für sich hat seine Berechtigung, ist im Einzelfall sehr wichtig für den Patienten und entscheidet auch darüber, ob einer eine Rente bekommt, auf Kur geschickt wird oder ähnliches. Da es nun mal so wichtig ist, vernichte ich diese Anfragen nicht gleich, sondern lege ich sie in meine rote Mappe. Stück für Stück. Da liegen sie dann.
Meine Mitarbeiterinnen, die am Telefon die entsprechenden Nachfragen geschickt zu parieren versuchen, ziehen dann maximal dringende Papiere heraus, legen sie auf den Schreibtisch, versehen mit einem kleinen Zettelchen ?dringend, sonst bekommt Pat kein Krankengeld!?. Dann hoffe ich auf eine Lücke zwischen zwei Patienten, um das Formular schnell auszufüllen, warte auf ein verregnetes Wochenende, um ein paar Dinge wegzuarbeiten und habe ein bisserl ein schlechtes Gewissen. Vor einem Urlaub allerdings ist die Mappe leer. Da wird dann einen oder mehrere Tag hingearbeitet, alles diktiert, ausgefüllt oder geschreddert (es kommen ja auch Erinnerungen, später Mahnungen dazu) und ich kann leichten Herzens in den Urlaub fahren. Allerdings wieder mit einem klitzekleinen schlechten Gewissen, da ich so kurz vor dem Urlaub unseren eh schon stressgeschädigten Mitarbeiterinnen den Stress des Weiterverarbeitens (Kopieren, Rechnung schreiben, stempeln ..) produziert habe. Da kommt dieser Infekt jetzt gerade recht: Es fängt in der Praxis vielleicht an, etwas ruhiger zu werden, alle Mitarbeiterinnen und die Kolleginnen sind wieder da, da könnte ich doch die rote Mappe wieder auf einen Nullpunkt bringen und hätte kurzzeitig kein schwarzes bürokratisches Seelenloch.
Außerdem habe ich vielleicht, nach roter Mappe, Wasserhahn, Garage und Rechnungen noch Zeit, ein kleines Fest zu organisieren. Nach über zwei Jahren Pandemie, mit dem Übergang der Pandemie in eine endemische Infektlage möchte ich ein Zeichen setzen. Ein Zeichen, dass wir uns wieder Treffen können, dass vielleicht das Schlimmste für unsere Praxen, Ärztinnen, Ärzte, Mitarbeiter und Familien vorbei ist, zumindest, dass wir eine echte Pause haben. Nachdem ich im Landkreis inzwischen weit über 70 Arztpraxen per Mail ?kenne? und wir seit über zwei Jahren teils sehr unkonventionell an einem Strang ziehen, sollten wir uns zu einem gemeinsamen landkreisweiten Fest treffen. Da unsere Stärke darin liegt, mit dem Landkreis und seinen Institutionen auf guter Augenhöhe zusammenzuarbeiten, laden wir die Mitstreiter von dort auch gleich ein, dazu noch die Verantwortlichen der Impfzentren und wen wir noch mögen. Wir, das sind ein befreundeter Kollege aus Bad Tölz, der das, was ich für die niedergelassenen Ärzte mache, für die Kliniken übernommen hat. Über diese schwierigen Zeiten sind wir ein gutes Team geworden. Spontan hatten wir gesagt, ?Du bringst a Fassl Bier, ich a Wildsau als Spanferkel mit?, aber erstens wird das nicht reichen, zweitens gibt es ja Menschen, die Spanferkel/Grillfleisch nicht mögen. So tasten wir uns nun vorsichtig an die ersten Organisationsfragen voran, fragen ab, wer in der Orga helfen könnte, welche Dimensionen das Ganze erreichen könnte, um den richtigen Ort für unser Fest zu finden. Damit wir dann genug Fässer Bier, Limo, Wasser, Spanferkel, Saläter und Alternativen haben.

Zusammenfassend kommt meine aktuelle und erste Coronainfektion gerade zur rechten Zeit. Vor einem oder zwei Jahren hätte ich noch ziemlich mit Bangen in die nächsten Wochen geblickt, aber so vertraue ich dem Schutz meiner Impfungen und der geringeren Gefährlichkeit der Omikronmutation. Ich bin nun eigentlich selbst der Prüffall, ob wir uns wirklich etwas entspannen können
Ob beim Schreiben des nächsten Blogeintrages die Garage wohl aufgeräumt sein wird? Zweifel über Zweifel ?

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So., 1. Mai 2022
Dr. Lohse berichtet: Die 110. und 111. Woche der Pandemie in Münsing
Jetzt ist er da, der Frühling! Gestern, am letzten April packe ich erstmals den Rasenmäher aus und mähe ein paar Wege in unsere Wiese, die wir seit Jahren auswachsen lassen. Das Vogelhäusel verschwindet, Kübelpflanzen kommen aus der Garage auf die Schattenseite des Hauses, das Jagdgewehr wird geölt und gereinigt, ein paar Probeschüsse donnern übers Feld.

Vor zwei Jahren erstarrte alles, die Wachhütten für die Maibäume wurden verschlossen, nun gab es wieder die ersten Wachhütten, eng auf eng wie eh. Im Nachbarort wurde ein Theaterstück im Gemeindesaal aufgeführt, das Leben erwacht nach zwei Jahren Erstarrung wieder. Zwar weiß ich inzwischen von etwa zwei Dutzend Infektionen nach dem Theaterabend, zwar gibt auch meine Coronawarn-APP Alarm, da im Rückflug von Mallorca wohl Infizierte an Bord waren. Aber die Emotionen bleiben bei den meisten gelassen, wir testen uns, die Infizierten werden krankgeschrieben und bei schwierigerem Verlauf medizinisch betreut. Die Inzidenzen liegen im 500-600er Bereich. Der ganz große Unterschied ist, dass die Verläufe weit überwiegend relativ milde verlaufen. Zwar sind viele beeindruckt, wie plötzlich man doch sehr krank werden kann, aber es dauert nicht lange und die Besserung stellt sich wieder ein. Allerdings treten bei dieser Masse von Infizierten, im Landkreis immerhin über 45 000 offiziell bestätigte Ansteckungen (+eine hohe Dunkelziffer) zusätzlich zu den sehr vielen Impfungen kaum schwere Verläufe auf. Etwas irritiert bin ich über die in Deutschland immer noch oft hohen Sterbezahlen. In unserem Landkreis sind es wirklich nur noch wenige.
Ist die Pandemie vorbei?
In Europa entspannt es sich, die Vorschriften werden wöchentlich weniger. Die Maske wird sicher viele von uns noch lange begleiten: Uns in der Arztpraxis, dort sind viel zu viele Erkrankte. Mich auch beim Einkaufen und bei Ereignissen, deren Getümmel ich nicht vorhersehen kann, einen krankheitsbedingten Ausfall möchte ich zumindest nicht fahrlässig herbeiführen. Erstaunlicherweise bin ich immer noch nicht erkrankt, Gelegenheit wäre reichlich gewesen. Vielleicht verdanke ich das der ungeliebten Maske, wer weiß? Aber wenn ich das allgemeine Geschehen rundrum betrachte, könnte man meinen, dass nun wirklich Entspannung eintritt und die Pandemie zu einer ?gewöhnlichen leicht übertragbaren Infektionskrankheit? geworden ist. Im Augenblick stimmt das, da die aktuelle Variante der Erkrankung erfreulicherweise nicht so gefährlich ist ? aber immer noch genug Schaden anrichtet. Diese Kombination, die aktuelle Virusvariante, die nicht so tödlich ist, und die immer weiter abnehmende Immunnaivität führen zu einer Abschwächung der Dramatik. Wir können die Wachhüttn für die Maibaumwache wieder öffnen, kommenden Sonntag Erstkommunion mit Familie feiern, uns treffen. Eigentlich ist die Pandemie für uns jetzt schon irgendwie herum.
Aber im fernen Osten versucht die Regierung Chinas weiter die Null-Covidstrategie zu fahren, wodurch es immer noch sehr viele Immunnaive gibt. Trotz aller Repressalien und Kontrollen über die Kommunikation dringt das eine oder andere aus dem abgeschotteten Riesenreich: Auch in Peking zunehmende Lockdown-Maßnahmen, angeblich bald ein Drittel der gesamten Bevölkerung unter Beschränkungsmaßnahmen im Sinne Lockdown, Ausgangsbeschränkung etc. Nicht ein kleines bisserl Lockdownerl mit der Erlaubnis des Spazierganges oder Aztbesuches. Nein, richtig eingesperrt. Die Lebensmittelversorgung scheint ebenso unsicher zu sein wie die medizinische Versorgung, Infizierte werden ohne Rücksicht auf Alter oder Familienverbund in total überfüllte Quarantäneeinrichtungen gesperrt, da möchte ich gar nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer ist.
Neben dem unberechenbaren Ukrainekrieg und der Russlandkrise ist dieses Geschehen in China für mich beklemmend, wenn auch weit weg. Aber mit der intensiven Vernetzung der Weltwirtschaft wird es auch uns massiv treffen, unausweichlich. Vielleicht ein Weckruf, sich zu besinnen und seinen eigenen Konsum zu hinterfragen. Jetzt bin ich etwas abgeschweift, nein in China ist die Pandemie noch lange nicht herum!

Aber für uns in Europa scheint es zunächst überstanden zu sein, die schlimmen und lebensbedrohlichen Infektionen. Es leiden noch sehr viele unter den Folgen: Manche haben monatelange Folgesymptome nach einer Infektion. Viele sind zutiefst verunsichert im sozialen Verhalten, stehen Treffen sehr skeptisch gegenüber, sind mehr oder weniger isoliert. Viele leiden unter wirtschaftlichen Folgen, manche sind Gewinnler. Nicht zuletzt auch die Entwicklung Russlands mit seinem Krieg führe ich auf innere Unsicherheiten und Schwierigkeiten zurück. Damit kann ich mich zwar täuschen, aber nach solch schicksalshaften Seuchen kam es geschichtlich oft zu Umwälzungen. China empfinde ich in dieser Hinsicht als Pulverfass: Wenn das Volk trotz totaler Kontrolle zu meutern anfängt, kann es schon zu einem nach außen gerichteten Ablenkmanöver kommen.

Für mich bringt dieser Frühling jetzt tatsächlich irgendwie das Ende der Pandemie, wenngleich diese neue Krankheit uns sicher noch weiter begleiten wird. Erst wenn neue Mutationen aufträten, die wieder gefährlichere Verläufe verursachen würden, erst dann schwenke ich wieder um in den Pandemiemodus. Bis dahin bleibe ich vorsichtig, trage anlassbezogen meine Maske, werde mich im Herbst wieder impfen und mal sehen was da so kommt.

Ein untrügliches Zeichen für das Ende des pandemischen Zustandes in unserem Land wurde heute nach am Auto unserer Tochter demonstriert. Es wurde anlässlich der gestrigen Freinacht großzügig mit Klopapier verziert. Das wäre vor einem oder zwei Jahren nie passiert, da war Klopapier gerade das Symbol für drohende Mangelversorgung.

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Di., 19. April 2022
Dr. Lohse berichtet: Die 108. Und 109. Woche der Pandemie in Münsing, Ostern 2022
Auf Mallorca kann man auch etwas frieren. Tagsüber lädt das Wetter mit Temperaturen um die 20 Grad zum Wandern auf der grasgrünen Insel ein, abends allerdings könnte ich mir durchaus Glühwein vorstellen ? wenn sich der mir nicht immer auf den Magen schlagen würde. Kühl wird es, der Pulli wird ausgepackt und die letzten Ostereier gefuttert.



Die vergangenen Monate und Jahr hatten der Praxis und jedem Mitarbeiter das Äußerste abverlangt, so dass jetzt einfach eine Pause dringend anstand. 10 Tage sperren wir zu, dann geht es wieder in der Münsinger Praxis weiter.
10 Tage, die meine Frau und ich nutzen, vom lieben Nachbarn zum Flughafen gebracht werden, um einige wenige Stunden später das Ferienhäuschen der Schwiegerfamilie zu beziehen.
Die Pandemie begrüßt mich natürlich auch hier morgens beim Ensaimada -(typisches verboten leckeres mallorkinisches Gebäck) ? Holen beim Bäcker. Auf der Straße wird geduldig gewartet und dann geht man einzeln mit Maske in die Backstube. In allen kleinen Geschäften ist das hier eine Selbstverständlichkeit, auch im Supermarkt wird Maske getragen.
Aber wie ferne nun das alles zu sein scheint, die Last der Verantwortung, in die ich in den letzten Jahren gewachsen bin, die ewigen vollkommen sinnlosen Aufregungen der Wichtigtuer, die vielen Fragen und Unsicherheiten dieser neuen Erkrankung. Zwar trifft meine Prognose mit ?Ostern ist es vorbei? nicht ein, aber immerhin hat die Inzidenz mir den Gefallen getan, steil abzusinken und es wird merklich ruhiger um das Thema.
Auch die neuen Aufgaben, die Versorgung der Ukraineflüchtlinge in gesundheitlicher Hinsicht sind nun zwei Stunden Flugzeit entfernt. Zwar lese ich sorgenvoll die Nachrichten über dieses neueste europäische Desaster, rätsele über die Psyche eines Autokraten und seiner großen Gefolgschaft aber ich realisiere gleichzeitig die Ferne dieses Geschehens.
In Diskussionen mit Ortsansässigen von Mallorca ist es noch weitaus distanter, nicht einfach nur einige Autostunden entfernt.
In der leisen Stille des Abends schleicht sich eine Frage ein: Darf ich angesichts des Leides durch Krankheit und Krieg so richtig abschalten und so tun, als gäbe es das alles nicht? Was sich in China auftut, ein Viertel der Bevölkerung dieses Milliardenstaates unter Quarantäne, Abwürgen der Wirtschaft und der Lebensgrundlagen für viele Millionen, darf das an mir vorübergehen und ich mit Genuss ein Glas Wein im Sonnenuntergang trinken? Darf ich, auch wenn die Gefahr besteht, dass nach 77 Jahren Geschichte vielleicht wieder Atombomben gezündet werden können, einen Flug nach Mallorca buchen?
Ich glaube, ich muss es sogar. Nicht unbedingt einen Flug nach Mallorca, aber etwas Positives genießen, etwas Gutes erleben. Meine Verantwortung ist, dass ich es keinem anderen wegnehme, aber dieses Erholen, dieses Aufnehmen einer schönen Wanderung oder eines stillen Sonnenunterganges, holt mich aus der Erschöpfung.
Und die Erschöpfung trägt in sich die Gefahr, Gutes aufzugeben. Einige Patienten, gerade Verzweifelte und Erschöpfte betonen, wie gut ihnen diese ruhige Gelassenheit tut, die sie bei mir empfinden, wie sicher sie sich dann fühlen, auch wenn eine schlimme Krankheit einen schweren Weg vorzeichnet.

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So., 3. April 2022
Dr. Lohse berichtet: Die 107. Woche der Pandemie in Münsing
Der Frühling hat beschlossen, Versäumtes nachzuholen und hat die Trockenheit durch heftigen Schneefall beendet. Die Dachlawinen rauschen mit Rumpeln und Tösen darnieder, die Stare sitzen als verfrorene Wollpuschel in den kahlen Bäumen.
Durch die geschlossene Schneedecke ragen gelbe Narzissen, aus jedem Winkel lugt Grün oder eine Blume hervor.
Er lässt sich nicht aufhalten, der Frühling. Auch in mir kribbelt es, das Hochbeet zu bestellen oder die neuen kleinen Bäumchen in den Wald zu pflanzen, damit wir in einigen Jahren mit den Enkeln Weihnachtsbäume ernten können.

Irgendwie hilft mir der nahende Frühling allmählich immer besser, die schwierigen Entwicklungen, die uns umgeben, wieder leichter zu tragen.
Wegen der ukrainischen Flüchtlinge saßen wir vor fünf Tagen im Landratsamt in bewährter Runde zusammen und gingen wichtige Punkte Schritt für Schritt durch. Jeder Ankömmling wird auf Corona untersucht, Positive werden in Quarantäneunterkünfte weitergeleitet. Familien können dabei zusammenbleiben. Bewohner von Gemeinschaftsunterkünften (Turnhallen) werden mit Reihenuntersuchungen auf Tuberkulose hin untersucht, um ein unbemerktes Erscheinen dieser gefürchteten Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Eine Sprechstunde für Kinder und Jugendliche in diesen Turnhallen wird eingerichtet.
Dabei ist der geringste Teil der Flüchtlinge in großen Einrichtungen: Von den derzeit etwa eintausend Menschen sind über achthundert in Privatwohnungen oder kleineren Einrichtungen (Hotel/Jugendherberge) untergekommen, nur 200 leben derzeit in Gemeinschaftsunterkünften. Wenig bemerkt leistet hier die Gesellschaft Großartiges. Diese Menschen werden meist durch ihre Gastgeber und deren Haus- und Kinderärzte betreut. Meine Aufgabe ist es, den Kolleginnen und Kollegen die Informationen zur Behandlung dieser Patienten zusammen zu sammeln und aufzubereiten, Übersetzungshilfen zu erstellen und beispielsweise die kinderärztliche Sprechstunde in den Einrichtungen zu organisieren. Gut, dass jeder Tag einen Abend hat, an dem man nach der Praxis noch etwas Arbeiten kann.

Aus Sicht der Pandemie in Bayern fallen morgen viele Beschränkungen, was ein sehr geteiltes Echo hervorruft. Ich kann mir definitiv nicht vorstellen, im Gedränge eines Geschäftes ohne Maske einzukaufen, es geht mir zu schnell. Das Ende der Vorschriften signalisiert vielen Bürgern, dass die Pandemie, die für einige sowieso nur ein Ärgernis war, nun vorbei sei.
Einer der politisch Hauptverantwortlichen für diesen ?Freedom Day?, der Bundesgesundheitsminister Lauterbach jammert jetzt schon rum, dass doch bitte die Bürger weiterhin Masken tragen sollen. Er, der die Vorschriften aktiv beendet, hat nun Angst vor der eigenen Courage! Schon ein Unterschied, ob man nun in der Rolle des Verantwortlichen steht, oder ob man in Talkshows der Welt erklärt, was die Verantwortlichen alles hätten besser machen sollten, so wie er es über Jahre betrieben hat.
Bei all dieser Kritik bin ich nicht so sicher, was nun kommen wird: In den USA, in denen die Pandemie böse gewütet hatte, liegen die Infektionszahlen bei 35/100 000, in England hingegen auf einem Allzeithoch, krasse Gegensätze.
In Ländern, die bislang aus vielfältigen Gründen verschont geblieben waren und gleichzeitig nicht gut geimpft sind (niedrige Impfzahlen oder vermutlich nicht so schützender Impfstoff) entwickelt sich das Infektionsgeschehen jetzt erst richtig: In Hongkong seien wohl unter 50% der Bürger überhaupt geimpft, gerade die Älteren trauen der Impfung nicht. Dort schlägt die aktuelle Omikronvariante schlimm zu und fordert viele Opfer.
Das Zauberwort scheint Immunnaivität zu sein: Wer schon Kontakt zu Corona hatte, sei es durch Impfung oder Infekt, scheint weitaus geringer schlimm zu erkranken. Somit könnte es durchaus sein, dass es für unseren Landkreis (130 000 Einwohner) mit seinen vielleicht 70 % Geimpften (91 000) und über 41 000 Infizierten (+Dunkelziffer) relativ glimpflich abgeht, mit dem Freedom Day.
Wir werden sehen.
Inzwischen haben die Stare, vormalige Wollpuschel im Baum, eine wundersame Wandlung durchgemacht, plustern sich, tänzeln, schlagen mit den Flügeln und versuchen mit prächtigem Federkleid die schönste aller Starinnnen herbeizuträllern. Und die Frühlingssonne belächelt das alles von oben, wobei weiterhin Schneeflocken vorbeitreiben.

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Sa., 26. März 2022
Dr. Lohse berichtet: Die 103-106. Woche der Pandemie in Münsing
Ende März ? da möchte ich ein Vöglein sein. Vor sechs Uhr morgens würde ich gemeinsam mit meinen Freunden um die Wette pfeiffen in der Hoffnung, dass die Schönste unter den Vogeldamen meinen Gesang erhört und mit mir gemeinsam ein Nest baut. So viel Lebenskraft und Unverdrossenheit!
Die Wiese ist gespickt mit Narzissen, Schlüsselblumen und anderen Boten der nahenden Wärme, trotz allem.
Trotzdem es seit vier Wochen nur einmal geregnet hat, Sahararegen, der das Land mit rotem Staub überzogen hat.
Trotzdem die Luft so trocken und staubbeladen ist, dass der Mond abends wie eine rote Laterne glühend den Horizont übersteigt und ein unheimliches Bild abgibt.

Trotzdem über dem Land der Menschen Schatten liegen. Für uns Menschen ist diese Unbekümmertheit ein selteneres und wertvolles Gut geworden, sorgenvoll blicken viele nach Osten, Nachrichtensendungen mag man gar nicht mehr sehen. Wieviel wühlt der Krieg auf, wie viele Ängste und Leid werden angefacht?

Eine alte Frau berichtet gestern in der Sprechstunde von ihren Alpträumen, den Erinnerungen von 1945, einer Zeit die sie als Grundschulkind erlebte. Die Bilder der ausgehungerten KZ-Häftlinge, die hier durch die Dörfer getrieben wurden, lassen sie nicht los. Der Vater hatte in größter Heimlichkeit gekochte Kartoffeln an den Wegesrand der Elendsroute gestellt und sie wird heute wieder verfolgt von den Bildern, die sie damals erleben musste. Wieder geweckt werden diese Erinnerungen von Bildern des Hungers, der Bomben und Vertreibung, die uns täglich aus dem Kriegsgebiet erreichen. Lange erzählt sie, das erste Mal, denn als Kind war sie wenig beachtet, keiner hatte Zeit für ihre Nöte, und dann wollte das keiner mehr wissen und wahrhaben.
Im Wochenenddienst kommen erste Flüchtlinge in die Sprechstunde. Ein fieberndes Kind, mit der erschöpften Mutter nach 36 Stunden Autofahrt und einer schmerzgeplagten Großmutter. Über die Dörfer geht eine Welle der Hilfsbereitschaft, es werden Sammlungen veranstaltet, karitative Frühlingsmärkte abgehalten und die Grundschule macht Ukraineaktionen. Das hilft Jung und Alt, das Mitleiden auszuhalten und sich selbst aus der Hilflosigkeit zu befreien.
Als ärztlicher Koordinator und Versorgungsarzt für den Landkreis wachsen die Aufgaben. Die Pandemie, leider noch längst nicht in der Ruhephase des Frühlings, tobt und treibt die Infektionszahlen in schwindelerregende Höhen. Zwar ist der Anteil schwer Erkrankter sehr viel geringer, aber es reicht voll und ganz, die Normalstationen der Kliniken zu füllen. Beatmete sind es nicht viele, die Todesfälle durch Korona steigen auch nicht steil an. Aber die Ausfälle durch Erkrankungen in Form von Krankschreibungen sind auf einem Allzeithoch. Auch in unserer Praxis fallen Mitarbeiter durch eigenen Infekt oder Erkrankung in der Familie aus. Es ist verflixt eng, die Stimmung ist angespannt und die Arbeit in Form von Testungen, Behandlungen, Krankschreibungen ist schier nicht zu bewältigen. Andere Patienten können nicht mit der gewohnten Ausführlichkeit behandelt werden, wobei wir alle versuchen, keine Nachlässigkeit aufkommen zu lassen.
In diese Situation hinein kommt nun die Welle Vertriebener und Flüchtender aus der Ukraine. Der Landkreis versucht eilends Turnhallen umzugestalten. Dort sollen die Ukrainer aber nur kurz verweilen und rasch auf dezentrale Unterkünfte (Privatwohnungen, Hotels ..) verteilt zu werden. Noch klappt das gut. Problematisch ist immer wieder, die Helfervorstellungen und die Vorstellungen Geflüchteter in Übereinstimmung zu bekommen. So wird immer wieder von ?Unzufriedenheit? über die Unterkunft berichtet, von ?Anspruchsdenken? Geflohener. Hintergrund sind tatsächlich teils völlig verquere Vorstellungen von Gastgebern, die sich als Helfer definieren, aber von den Alltagsproblemen keine Ahnung haben und die Gäste nach kurzem schon als Belastung empfinden. Auf der anderen Seite sind bei den Fliehenden auch große kulturelle und soziale Unterschiede ganz normal, Ukrainer sind ja auch nicht alle gleich. In den großen Sammelunterkünften treten immer wieder Spannungen durch unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen auf, die sich auch in der eigenen Heimat schon argwöhnisch beäugen. So müssen wir ? wie schon in früheren Flüchtlingswellen ? darauf achten, dass wir vor großem Helferengagement die Realitäten nicht aus dem Auge verlieren.
Durch Ausweitung des immer noch geltenden bayerischen Katastrophenfalles von der Pandemie auch auf die Ukraineflüchtlinge sind meine Aufgaben mehr geworden. Nun habe ich auch noch die medizinische Versorgung dieser Menschen zu koordinieren. Also werden die selten gewordenen Fahrten nach Bad Tölz zu Besprechungen wieder regelmäßig, abendliches Arbeiten am Laptop wieder fester Bestandteil des Alltages. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in unserem Land die Beherbergung und Versorgung der Flüchtlinge gut und in Anstand bewerkstelligen können, solange wir uns unserer Stärken bewusst bleiben und die Realität als Maßstab nutzen. Natürlich sind nach über zwei Jahren viele ausgebrannt und erschöpft, natürlich ist vieles nicht so, wie wir es uns vorstellen. Aber im Blick auf heute und morgen können wir Schritt für Schritt das Notwendige unternehmen und in Abschätzung der Zukunft bedächtig bleiben.
Leider ist meine Einschätzung, dass pandemisch ab Ostern Ruhe einkehrt, zu optimistisch gewesen, die Inzidenzen verharren auf weiter hohem Niveau. Sehr sehr bedauerlich ? aber es ist so. Ostern wird es trotzdem.
Nun ist es Wochenende, die Narzissen leuchten in der Sonne, die Vögel suchen die ersten Halme. Nun werde ich die Unbekümmertheit der Vögel zum Vorbild nehmen, bisserl Schreibkram machen, bisserl Garten und morgen mit der Familie und den Enkeln grillen.

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