Sonntag, 12. Juli 2020
Sa., 11. Juli
Gestern war wieder mal alles ziemlich kompliziert. Geplant war Folgendes: Erstmal um 8:00 Auto zu Rudolf May bringen, weil TÜV fällig. Fahrrad im Auto mitnehmen. Dann zu Krümel, frühstücken und Zeitung lesen. Danach nach Holzhausen radeln zum Interview um 9:00 Uhr für unser neues Buch. Der Rucksack war generalstabsmäßig gepackt: Zwei Iphones – eines zum Aufnehmen des Gesprächs, das andere, falls jemand anrufen will. Ladegerät, Verlängerunskabel, zwei Bücher, Lesebrille, Notizblock, Schreibgeräte, Wasserflasche etc..
7:45 Uhr – es kann losgehen. Das ausnahmsweise frisch gewaschene Auto glänzt mir in der Morgensonne entgegen. Schon von der Haustür aus zücke ich den Schlüssel, um die Türen per Fernbedienung zu öffnen. Normalerweise blitzen die Rücklichter kurz auf und die Türschlösser geben ein einladendes Klicken von sich. Diesmal jedoch: nichts. Ich gehe näher ran, probiere es noch ein paar Mal. Nichts! Absolut tote Hose. Nachdem ich die Fahrertür mechanisch geöffnet habe, versuche ich zu starten, aber als ich den Zündschlüssel drehe kommt noch nicht einmal ein müdes Klacken. Instinktiv schaue ich, ob das Licht eingeschaltet war – Fehlanzeige! Die Batterie ist relativ neu, tags davor ging noch alles. Wie kann das also sein? Heutzutage denkt man ja, wenn etwas nicht funktioniert, könnte es irgendetwas mit irgendeinem Virus zu tun zu haben, aber beim Auto wäre das schon seltsam.
Ich versuche, meinen Nachbarn herauszuklingeln um etwas Starthilfe, aber er hört mich nicht. Also rufe ich Rudi May von der Werkstatt an, der dann freundlicherweise so schnell da ist mit seiner Powerbank, als hätte er schon den ganzen Morgen meinem Anruf entgegengefiebert.
Nach erfolgreichem Start bei der Werkstatt angekommen, reiße ich mein Rad aus dem Kofferraum, werfe meinen Rucksack über, und nichts wie rüber zu K&K.



Vor dem Eingang zur Bäckerei steht ein Mann, der coronamäßig korrekt wartet, bis so wenig Kunden drinnen sind, dass er eintreten darf. Über Mund und Nase trägt er etwas, zu dem mir siedend heiß einfällt, dass ich es nicht dabei habe.
Mittlerweile ist es 8:20 Uhr. Wenn ich schnell zur Apotheke fahre und mir eine Maske besorge, müsste ein kleines Frühstück noch drin sein. Dort muss man jetzt durch die Drogerie reingehen und durch die Apotheke wieder hinaus. Einbahnstraße sozusagen. Vor dem Eingang steht bereits ein Mann mit Maske, hinter dem ich mich im Zwei-Meter-Abstand platziere. Er schaut mich missbilligend an, weil ich ohne Maske anstehe. Hätte ich eine, so würde ich ja gar nicht da stehen, aber ich will das jetzt nicht erklären.
Es dauert. Drinnen kauft offenbar jemand etwas ganz kompliziertes oder einfach ungeheure Mengen. Als ich dann endlich meine Maske habe, die mir die Apothekerin netterweise an die Tür gebracht hat, damit ich ihr nicht den Laden verseuche, ist es 8:43 Uhr.
Mein Stammplatz bei K&K sieht einladend frei aus, als ich mit leerem Magen vorbeifahre und Richtung Holzhausen abbiege.

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