Montag, 7. Juni 2021
Mo., 7. Juni 2021
Dr. Lohse berichtet: die 65. Woche der Pandemie in Münsing
(06.06.2021) Der Sommer zeigt kurz sein Gesicht, kurz, aber es hat für einen Sonnenbrand und Träume vom Grillen und einer dringend anzufertigenden Paella gereicht. Nun stehen wieder ein paar Regentage am Himmel, aber es nicht mehr so kalt.
Fronleichnam war wunderschön: Seit über dreißig Jahren mit einer katholischen Ehefrau lebend, kann und möchte ich mich trotz meiner protestantischen Grundüberzeugung nicht den Schönheiten des katholischen Festtagskalenders entziehen. Nach langer Durststrecke darf dieses Jahr Fronleichnam mit einem Feldgottesdienst gefeiert werden. Der Herrgott gibt das Seine, schickt bestes Wetter, frohe Menschen in frisch gebügelter Tracht, die Musikkapelle, all das ergibt einen traumhaft schönen Rahmen, in den sich ein aufrichtiger Gottesdienst entfaltet.

Vor unserer freien Woche hatten wir in der Praxis den Beschluss gefasst, die Aufhebung der Priorisierungsreihenfolge tatsächlich zu nutzen und eine leichte Kursänderung durchzuführen: Laut Priorisierung würden wir ausschließlich risikobehaftete Patienten gemäß Alter von oben nach unten impfen. Aber eigentlich sind wir mit den Gefährdeten schon fertig. Klar, es fällt immer wieder einem chronisch Erkrankten ein, dass er nun doch geimpft werden würde, aber es sind nicht mehr so viele. So würden wir nun ausschließlich die sechzigjährigen impfen, dann die fünfundfünfzigjähren und so weiter. Aber wir haben ja nun die Freiheit, zu impfen, wen wir impfen möchten. So beschließen wir, 50% der Impfstoffe an die Älteren, allen voran natürlich an die chronisch Kranken zu vergeben.

Die anderen 50% vergeben wir nun gezielt an die Jungen. Man könnte leicht misanthropisch sagen, an die Spreader und die Unvernünftigen. Aber das ist zu kurz gegriffen. Tatsächlich löschen wir das Feuer der Pandemie besser, wenn wir ?brandgefährliche Verteiler? vor der Infektion schützen ? dann können sie nichts verteilen. Aber ganz anders: Ein junger Schulabsolvent, der lange gelernt und gestrebt hat und nun fertig ist, der kann entweder nur zuhause hocken bleiben oder sich semilegal oder ganz verboten zum Feiern treffen. Beides tut nicht gut. Das gleiche gilt für die kontakthungrige junge Frau ? wo soll sie denn ihren Prinzen finden? Oder die Sportler, die nach streng kontrollierten Training unbedingt ihre Elektrolyte auffüllen wollen ? was eignet sich da besser, als ein kühles Weißbier.

Es war zu Fronleichnam herzerfrischend zu sehen, wie die Musikanten, die Ministranten, die Kirchengemeinde, ja sogar der Pfarrer lächelten, einander ansahen und rein körpersprachlich schon ausdrückten, wie wichtig soziales Miteinander ist.
Um dieses den Jüngeren nun zunehmend zu ermöglichen, vergeben wir unsere Erstimpfungen (nächste Woche ein paar Dutzend mehr) nun auch an diese Zielgruppe.

Es wird viel geschwätzt und geschrieben über ?die verlorene Generation? - das ist in meinen Augen Quatsch.
So beklagte ein Redakteur der Süddeutschen Zeitung, die ja gerne etwas liberal ? links sein würde, dass in diesen fürchterlichen Zeiten der Abiturient nun nicht mehr auf Weltreise gehen könne, dass deswegen diese Lebensphase verloren sei. Welch unglaubliche Arroganz einer hoch privilegierten kleinen Schicht, die ihren ?Kindern? eine Weltreise finanzieren kann und es für selbstverständlich hält, weil sie so brav bis zum Abitur durchgehalten haben.
Und die Grünen, die als ?Danke? (Wahlkampfgeschenk) jedem Jugendlichen ein Interrailticket schenken möchte.
Welche Werte werden denn hier gepredigt? Mobilitätskonsum, Eventcollecting anstelle von sozialer und globaler Nachhaltigkeit?
Sehr viele Jugendliche leiden unter der ständigen Notwendigkeit der Disziplin. Entweder du hältst alle Regeln brav ein oder du musst sie brechen. Hier sollten wir so bald als möglich wieder Normalität einziehen lassen. Was habe ich im Gespräch mit Mitschülern, Freunden oder anderen die Welt verbessert, Probleme beleuchtet, eine Zigarette geraucht (psst, nicht weitersagen), ein Bier getrunken und bin dann irgendwann heim. Das hat meine Basis geformt, auch wenn ich nach der Bundeswehr und einmal im Studium je eine lange Reise gemacht habe. Wichtig ist das soziale Lernen ? und das sollten wir so bald als möglich wieder angehen.
Beispielsweise mit einem schönen Gottesdienst, mit einem Ratsch zum Grill, einem spontanen Treffen mit den Nachbarn oder beim Hochstandbau mit Jagdfreunden.

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Dr. Lohse berichtet: die 63. und 64. Woche der Pandemie in Münsing
(28.05.2021) Wenn ich durch das Fenster in das verregnete Land blicke, sehe ich die Kegel der Kuppelrhön, oben bewaldet und unten herum Rapsfelder, kleine Dörfer und weite Landschaft. Wir machen eine Woche Pause in Thüringen in einem liebevoll restaurierten Fachwerkhäuschen meiner Eltern im Geburtsort meiner Großmutter. Spazierengehen, ratschen, viel Schlafen, das richtige Programm zu Pause machen.

Die Politik derweil könnte einen aber wirklich in den Wahnsinn treiben: Zu der Qualifikation eines Politikers oder eines leitenden politischen Beamten gehört ganz offensichtlich nicht die einfache Überprüfung der mathematischen Fähigkeiten. Seit Monaten wird mantraartig wiederholt, dass die Impfstofflieferungen massiv ansteigen werden, dass schon im Mai und Juni das Land förmlich überschwemmt werde von Impfstoffen. Jetzt aber fällt die Schwemme aus. Gut, dass wir diese Woche Urlaub haben, denn wir hätten eh fast keinen Stoff zum Impfen. Für nächste Woche sind 101 Zweitimpfungen geplant, wofür eine Lieferung (durch die Politik) ?garantiert? wird. Die nun angekündigte Lieferung aber umfasst nur 84 Impfdosen. Erst durch lange Argumentation und das stundenlange Herumtelefonieren der Apotheke kann die Lieferzusage auf 105 Impfdosen erweitert werden. Somit können wir nach der Nullrunde dieser Woche in der nächsten Woche nur 4 (vier!) Menschen erstimpfen. Auf der täglich wachsenden Impfliste stehen aber noch 500 Menschen Schlange.
Damit es aber nicht zu gemütlich wird, hat die Politik nun beschlossen, den Jugendlichen ein ?Impfangebot? ab zwölf Lebensjahren zu machen. Wahljahr!
Die für Empfehlungen zuständige Ständige Impfkommission (STIKO) sieht eine solche generelle Empfehlung sehr skeptisch, da Nutzen (Schutz vor schwerem gesundheitlichen Schaden für das Individuum) und Gefahr (potentielle Schädigung des Individuums durch die Impfung) derzeit nicht abgewogen werden können. Aber was die Fachleute nicht beurteilen können, beschließen dafür die Politiker.
Wenn ich nun einmal durchkalkuliere, wem welche Versprechungen gemacht wurden, bin ich doppelt überzeugt davon, dass Politiker eine Eignungsprüfung mit Testung mathematischer Grundfertigkeiten absolvieren sollten, hier der aktuelle Versprechens-Ticker:
800 Impfungen pro Betriebsarzt ab Anfang Juni. Millionen Impfungen für die Großbetriebe.
6 000 000 Impfungen für die Jugendlichen zwischen 12 und 16.
Aufhebung der Impfpriorisierung in den Hausarztpraxen. Impfturbo für alle.
Mitteilung von Biontech / Pfizer über Lieferschwierigkeiten und Minderlieferungen im Juni.
Das klingt nach einer hochkomplizierten Rechnung, an deren Ende dann vier Impfungen für meine Patienten in der nächsten Woche stehen. Impfturbo? Setzen Sechs!

Vor langem schrieb ich über verschwurbelte Verschwörungstheoretiker, erahne aber nun selber eine Verschwörung, an deren Wahrheitsgehalt (nachdem die Theorie von mir selber kommt) ich sogar glaube: Die langsame Ermordung des Impfstoffes Vaxzevria von AstraZeneca aus finanziell-geopolitischen Gründen. Das Management von AstraZeneca gab sich ja noch vor einem halben Jahr super arrogant und saß auf einem hohen Pferd, platscht nun aber in Europa ziemlich in den Morast. Diese Impfung, so gut oder schlecht wie jede Impfung, aber mit einer weitaus besseren Schutzwirkung als jede bisherige Grippeimpfung zeigt in der millionenfachen Anwendung Nebenwirkungen, kein Wunder. Einige dieser Nebenwirkungen sind schlimm, auch tödlich. Daran gibt es nichts zu beschönigen oder belustigen, das ist schlimm. Aber die Nebenwirkungen eines Herzmittels in millionenfacher Anwendung oder eines Antibiotikums sind sowohl in der Konsequenz als auch in der Anzahl gleich oder gefährlicher einzustufen.
Nun wurde wegen dieser Probleme eine Kampagne der besonderen Art eingeläutet, Misstrauen und Angst gesät. Allerdings wenden sich angesichts des Impfstoffmangels trotzdem immer noch viele diesem Impfstoff zu. Also müssen diejenigen, die diesen Impfstoff ermorden wollen, noch eines drauflegen. Nun wird die Story von den ?Proteinen? die als Verunreinigung in den Impfdosen gefunden worden sein wollen, in den sozialen Netzwerken verbreitet.
Dieses in Verbindung mit ähnlichen Berichten bei Johnson und Johnson, dem neu gekommenen Impfstoff aus den USA trifft nun auf zwei interessante andere Strömungen: Kürzlich meldeten ?Influencer? (Mitteiler und Schreiber in sozialen Netzwerken), dass ihnen bedeutende Summen Geldes geboten wird, wenn sie negative Berichte über Comirnaty von Biontech schreiben. Recherchen zeigen eine Spur zu einem Werbeunternehmen in London und deren Auftraggebern in Russland. In Russland wird durch Staatsunternehmen Sputnik V produziert, ein Impfstoff, dem sehr hohe Schutzwirkung ?nachgesagt? wird. Die Bundesregierung hat bereits für viele Millionen Euro diesen russischen Staatsimpfstoff bestellt (dessen Nutzen-Risiko Daten nicht wirklich offengelegt werden), da Vaxzevria von AstraZeneca so unbeliebt ist. Ein paar Influencer zu bezahlen um dann Millionen zu verdienen, außerdem Unsicherheit zu säen, gar nicht dumm.
Dies alles zusammengefasst glaube ich Zeuge einer breit angelegten Kampagne zu sein, diverse Impfstoffe manipulativ schlecht zu machen und andere zu ?hypen?. Bin doch gar kein schlechter Verschwörungstheoretiker, oder? Verraten Sie mich aber bitte nicht.

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