Mittwoch, 3. Februar 2021
Mi., 3. Februar 2021
Dr. Lohse berichtet: Die 47. Woche der Pandemie in Münsing
Heute, am ersten Februar kommt tatsächlich der erste Star daher! Wichtig plustert er sich unterm Vogelhäusl, zwitschert und flattert, als gehöre er dahin. Zwar macht eine Schwalbe noch keinen Frühling, aber ein Star? Auf jeden Fall möchte er mir klar machen, dass die Sonne ihren Tiefpunkt durchschritten hat und sogar dieses Jahr wieder ein Frühling kommen wird. Hoffentlich kommt er nun öfters vorbei, auch wenn er etwas deplaziert wirkt, in seinem prächtigen Gewand. Ob Stare wohl Weintrauben mögen? Ich muss unbedingt welche organisieren, damit der arme Kerl nicht verhungert, wobei mir gleich wieder einfällt, dass ich die Weinstöcke noch schneiden muss, bevor es warm wird.

Mein Arm tut von der Impfung nicht mehr weh, krank bin ich auch nicht geworden, eigentlich geht es mir nach der Impfung so wie vor der Impfung.
In Ärztekreisen diskutieren wir viel um tatsächliche und behauptete Nebenwirkungen der Coronaimpfungen. Unmittelbar bekomme ich es von den Patienten aus dem Landkreis mit, außerdem von unseren Töchtern, die alle in der Akutmedizin arbeiten und in den Kliniken schon geimpft wurden. Fakt eins ist, der Arm tut fast immer ein bis drei Tage bisserl weh, bei mir persönlich viel geringer als bei der Tetanusimpfung. Fakt zwei ist, dass man in unterschiedlichem Maße den Körper reagieren spürt. Leichte grippale Symptome, bei mir persönlich leichtes Halskratzen für zwei Tage, bei einer unserer Töchter etwas heftiger. Darüber hinaus habe ich noch nichts Gravierenderes festgestellt. Auch bei den vielen Geimpften des Landkreises gibt es nichts, was über eine „normale“ Impfung hinausgeht. Bei der Wirkung bin ich mit Einschätzungen noch vorsichtig. In einem Heim im Landkreis erleben wir aktuell einen „Hotspot“, das bedeutet, dass dort viele Bewohner und Mitarbeiter erkrankt sind. Dort war die erste Impfung bereits gegeben worden, die Infektwelle tritt nun, kurz vor der geplanten zweiten Impfung auf. Diese erste Impfung hatte keine schützende Wirkung. Allerdings wird ja auch in den Untersuchungen darauf hingewiesen, dass ein guter Schutz erst eine Woche nach der zweiten Impfung eintritt.
Bei den behaupteten Nebenwirkungen ist die folgenreichste Falschbehauptung die, dass die Coronaimpfung die Fruchtbarkeit junger Frauen verschlechtere. Viel im Kollegenkreis diskutiert, steht die einhellige Meinung, dass dies eine absolut nicht haltbare Falschbehauptung ist. Und doch ist dies für viele Krankenschwestern und Arzthelferinnen ein heimlicher Grund, sich nicht impfen lassen zu wollen. Nun weiß man inzwischen, dass weder die Infektion mit Corona noch die Impfung dem ungeborenen Kind einen Schaden anhaben. Die Schwangere allerdings, die werdende Mutter, ist durch eine Coronainfektion mehr in Gefahr, das hat man in der ersten Welle gelernt. Fachgesellschaften raten inzwischen, sich bei Kinderwunsch impfen zu lassen, da ein Infekt während der Schwangerschaft wie gesagt gefährlich sein könnte. Eine interessante Empfehlung, allerdings gibt es eh keinen Impfstoff.

Ich freue mich auf meine zweite Impfung und hoffe auf erneut geringe Nebenwirkungen. Wenn meine zweite Impfung kommt, dann fängt auch schon wieder die Fastenzeit an – und nach der Fastenzeit der Frühling! Das mit den Weintrauben für den Star muss ich mir doch noch einmal durch den Kopf gehen lassen: Wenn ich den Kerl, so sympathisch er ist, jetzt mit Weintrauben anfixe und er kommt auf den Geschmack, dann futtert er mir im Herbst die Trauben vom Weinstock. Und mir bleibt nichts für den nächsten Rotwein. Schwere Entscheidungen…

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