Freitag, 29. Januar 2021
Fr., 29. Januar
Vom Glück des Onlineshoppings (2) Am 22. Dezember – noch von meiner Hüft-Reha aus – bestellte ich eine neue Matratze, auf dass ich besonders bequem liegen würde mit meinem neuen Gelenk. Sie sollte gleich nach den Weihnachtsfeiertagen ankommen. Das Tracking stellte ein Eintreffen am 28. 12. zwischen 16:08 und 17:08 Uhr in Aussicht. Ab 16:00 Uhr spitzte ich die Ohren, um den Kurier nicht zu verpassen – schließlich sollte unser neuer Schlafbegleiter nicht in Kälte und Feuchtigkeit vor der Tür liegen müssen. Als um 17:30 Uhr noch nichts gekommen war, guckte ich wieder ins Tracking, wo es hieß, die Sendung sei vereinbarungsgemäß vor der Haustür abgestellt worden. Da war aber nichts und es kam auch nichts mehr.
Am nächsten Tag, dem 29. 12., stand im Tracking, dass man sich für die Verspätung entschuldige und nun zwischen 12:42 und 13:42 Uhr liefern wolle. Es kam jedoch nichts.
Am nächsten Tag, dem 30. 12., stand im Tracking, dass man sich für die Verspätung entschuldige und nun zwischen 14:05 und 15:35 Uhr liefern wolle. Es kam jedoch wieder nichts.
Am nächsten Tag, dem 31. 12., stand im Tracking, dass man sich für die Verspätung entschuldige, aber heute leider nicht mehr liefern könne. Es wurde nun der 4. Januar als Termin zugesichert.
Inzwischen fand ich, dass unsere alte Matratze gar nicht so schlecht war. Ich kann mich auch schnell mit einem Ist-Zustand abfinden, wenn eine Änderungen mit Riesenschwierigkeiten verbunden ist.
Bevor’s jetzt langweilig wird: Am 4. Januar stand in der Sendungsverfolgung, dass meine Bestellung nun so stark verspätet sei, dass ich sofort das Geld zurückfordern könne, selbst wenn die Matratze wider Erwarten doch noch einträfe, und es wurde ein Button offeriert, mit dem ich das entsprechende Procedere in Gang setzen sollte. Als ich zweimal weitergeklickt hatte, poppte die Meldung auf, dass ich keinen Anspruch auf Rückzahlung habe. Hätte mich auch gewundert.
Ich beschloss also, weiter zu warten.
Als ich am 5. Januar wieder nachschaute, sah ich die bestellte Matratze groß abgebildet und daneben stand „Ihre Bestellung ist leider verloren gegangen“. Ich solle den Verkäufer kontaktieren und rief gleich die angegebene Nummer an. Die Mailboxstimme verkündete, dass mein Anruf nur zwischen 16:30 und 18:00 Uhr entgegengenommen werden könne. Um 17:00 Uhr erreichte ich dann eine Dame, die unfassbar freundlich und verständnisvoll war, aber keine Ahnung hatte. Sie würde das sofort morgen an die Firma weitergeben, und ich würde sicher zurückgerufen – was aber nicht geschah.
Am 8. Januar, so um neun, klingelte es, und ich sah vom Balkon aus gerade noch den Kurier davonfahren, aber vor der Haustür stand ein großes Paket. Aber auch wieder nicht so groß, dass man die bestellte Matratze mit den Maßen 200 x 140 x 18 cm darin vermuten hätte können.
Im Gegenteil – als wir das Paket hochholen und ins Zimmer stellen, erweist es sich viel zu klein. Es hat zwar ein Länge von ca. einem Meter fünfzig, aber Höhe und Breite messen gerade mal 60 cm. Wir packen ein zusammengerolltes Objekt aus, das in einer Hülle aus stabiler Plastikfolie steckt, die zum Bersten gespannt ist. Die knackig-pralle Wurst sieht in Struktur und Farbe tatsächlich wie eine Matratze aus, scheint aber nur etwa drei bis vier Zentimeter dick zu sein, und nicht 18 wie bestellt.
Da kein Begleitpapier dabei ist, sind wir ratlos. Also sehe ich bei Amazon nach, ob andere Bettwurst-Käufer vielleicht ihre Erfahrungen zum Besten gegeben haben – und dort finde ich einen dürren Erfahrungsbericht, wonach sich die Matratze innerhalb von 24 Stunden zu voller Größe auswachse. Aha! Ich mache mich mit der Schere daran, den Präser der Länge nach aufzuschneiden, aber bereits nach ca. zehn Zentimetern platzt die Folie komplett auf und in der selben Millisekunde springt die Matratze heraus und entrollt sich blitzartig – Nachttischlampe und Bücher mit sich reißend – auf eine Länge von zwei Metern. Steif ausgestreckt und mindestens 15 cm dick liegt sie halb über dem Bett. Ähnlich wie bei einem Flaschengeist wäre es vollkommen unmöglich, sie wieder in ihre Verpackung zurück zu drängen. Will aber auch keiner, denn sie ist ausgesprochen bequem und von nun an ein treuer Begleiter bei allem, was nächtens so vor sich geht.

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