Donnerstag, 30. September 2021
Do., 30. Sept. 2021
Die Hündin unserer Nachbarin berichtet aus dem Urlaub:
Ich bin die Leni.
Bis vor drei Jahren lebte ich noch in Rumänien am Schwarzen Meer. Grad ein gutes halbes Jahr war ich alt, als meine damaligen Besitzer mich an einem Bahnhof einfach alleine zurückgelassen haben, sie wollten mich wohl nicht mehr. Aber liebe Menschen haben mich gerettet. Sie haben mich bei Facebook gepostet, ob mich irgendjemand haben möchte. Natürlich wollten mich viele, weil ich ja so klein und süß war, aber ich hab mir mein neues Zuhause am Starnberger See ausgesucht. Ich dachte mir, auf so einem Bauernhof wie dem Maxlerhof können sie mich sicher gut gebrauchen. Hier lebe ich nun glücklich mit meinen Leuten und all den anderen Tieren.
Aber um ein Haar wäre das alles vorbei gewesen, und nun muss ich Euch von meinem allerschlimmsten Urlaubserlebnis mit den vielen Wundern erzählen...



Die diesjährige Urlaubsreise sollte in mein Heimatland Rumänien gehen! Ich liebe das, mit dem Wohnmobil von Ort zu Ort zu fahren und alles zu erkunden. Wir fuhren durch Siebenbürgen, von Praid Richtung Bizac. Mein Frauli, Martina, kaufte am Straßenrand leckere Beeren ein. Dann kamen wir durch das Städtchen Joseni, wo fast auf jedem Laternenmast ein Storchennest thronte. Martina war ganz aufgeregt und wollte unbedingt fotografieren. Sie stieg bei einem kurzen Halt aus, und ich dachte mir, das ist eine gute Gelegenheit für ein Pinkelpäuschen und wischte mit raus.
Martina stieg wieder ein, das Wohnmobil fuhr weg.
Ach du Schreck! Sie wollten mich doch nicht wieder hier zurücklassen, in diesem Land, wo ich als kleines Welpchen so viel Angst und nie genug zu essen hatte? Wollen die mich jetzt auch nicht mehr haben? Wo Frauli doch immer sagt, ich wäre ihr Schatz. Das konnte nicht sein.
Also hab ich mir ein Herz gefasst und bin in die Richtung losgelaufen, in die sie gefahren sind. Aber ich fand sie nicht.

Unterdessen waren Frauli und Herrli weitergefahren, eine Stunde den Berg hinauf. Da ich ja so winzig und immer so brav bin, fiel erst oben beim Pausenziel auf, dass ich nicht mehr im Wohnmobil war. Martina hat mir später erzählt, sie hätte vor Schreck fast einen Herzinfarkt bekommen. Sie sind dann sofort wieder zurückgefahren, haben überlegt und überlegt, wo ich sein könnte. Die Storchenfotos hatten den Standort mitgespeichert! Da musste es sein!
Mein Frauli ist dann in Joseni mit ihrem Handy, einem Übersetzer und Fotos von mir rumgelaufen, hat an Häusern geklingelt, bei der Polizei gefragt, aber niemand hatte mich gesehen.
War es vielleicht doch woanders? Also wieder 50 km zurück zu der Beerenfrau. Auch hier nichts.
Martina musste dann da warten, wo ich ganz sicher ausgestiegen war. Eine Decke hatten sie eh schon liegen gelassen, falls ich dahin zurückgekommen wäre. Inzwischen machte sich sogar mein Herrli Sorgen und fuhr und fuhr und suchte nochmal alle Punkte ab, wo ich vielleicht hätte sein können. Insgesamt sieben Stunden lang! Es bestand eigentlich keine Hoffnung mehr...

Als ich erst eine ganz kurze Strecke gelaufen war, sprachen mich nette Leute an in der Sprache, die mir von früher her noch bekannt vorkam. Und sie nahmen mich einfach mit! Mit meinen gerade mal fünf Kilos konnte ich mich nicht wehren! Und eigentlich mag ich ja alle Menschen. Vielleicht bringen sie mich ja zu meinem Frauli, dachte ich mir. Aber als wir bei ihnen zu Hause ankamen, wurde mir ganz komisch zumute. Sie banden mich mit einem Strick an einen kleinen Eisenpflock. Aber meine Menschen warteten doch auf mich! Ich war ziemlich verzweifelt.

Die Leute grillten am Abend, ich bekam ein Stückchen ab, hatte aber schrecklichen Durst.
Als ich einen kurzen Moment unbemerkt war, nahm ich all meinen Mut zusammen und zog so fest ich konnte an der Schnur, bis der Pflock tatsächlich aus der Erde glitt! Und ich machte mich auf den Weg an die Straße zurück, wo meine Menschen vor über sieben Stunden weggefahren waren.

Bei dem Storchennest stand Martina zwischen zahlreichen Dorfbewohnern, die so viel Theater um ein kleines Hündchen sicher nicht verstehen konnten. Aber sie sahen, wie schlecht es ihr ging, versuchten zu trösten und zu helfen. Endlich konnte eine Frau berichten, dass sie mich gesehen hatte. Und keine zehn Minuten später sah ich, wie ein Mann von weitem auf die Straßenkreuzung deutete, auf der ich mich gerade befand, und da lief ich ihm gleich entgegen. Martina lief auch los und schrie. Wir erkannten uns nicht gleich, weil ihre Stimme so laut und anders war als sonst, und ich lief wohl etwas komisch, weil ich das Seil hinter mir her zog.
Aber dann war es klar, noch ein paar Meter, und sie schloss mich ganz fest in ihre Arme. Sie war ganz außer sich, hat geweint und geweint, und ich hab ihr ganz viele Bussis gegeben, es war ein unbeschreiblicher Moment. Die Leute vom Dorf freuten sich so sehr mit uns und hatten auch ein paar Freudentränen in den Augen.
Mein Herrli kam dann von seiner letzten Suchfahrt zurück und konnte kaum glauben, was passiert war. Niemand konnte das so recht...mitten in Rumänien hatten wir uns verloren und nach über sieben Stunden wiedergefunden!



Überglücklich machten wir uns wieder auf den Weg und hatten noch einen wunderschönen Urlaub, aber der Schock saß bei allen tief - vor allem bei mir.

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