Mittwoch, 15. April 2020
Mi., 15. April
Blick über den Zaun In Spanien herrscht seit 30 Tagen eine Ausgangssperre. Niemand darf das Haus verlassen. Seit ein paar Tagen kontrolliert die Polizei die Einhaltung sogar mit Drohnen aus der Luft. Sandra, Joanjo, Sarah und Joel leben in einem abgelegenen Ort in der Provinz Almería. Joanjo berichtet:

TAG 30
10:00 ― Wir (mein Sohn Joel und ich) brechen die Ausgangssperre und nehmen wieder unsere Gartenarbeit auf dem Grundstück einer Bekannten auf.
12:00 – Wir macheneine zehnminütige Pause, um beide je eine Orange, eine Banane und eine Mispel zu essen.
12:45 – Wie gewöhnlich bei der Arbeit habe ich das Radio aufgedreht und höre Musik.
12:46 – Plötzlich vernehme ich ein mechanisches Surren, drehe mich um, traue meinen Augen nicht und schaue blöd aus der Wäsche.
12:46:30 – Ich rufe den Namen meines halbwüchsigen Sohnes. Keine Antwort. Sein Teenager-Hirn schaltet bei der Gartenarbeit einfach ab. Alles was außerhalb seiner Kopfhörer abläuft, geht ihn nichts an.
12:47 – Diesmal schreie ich seinen Namen. Er schaut mich an. Verdutztes Gesicht. Er nimmt einen Stöpsel aus seinem Ohr und fragt leicht desinteressiert: ― Was ist los?
Ich: ― Was heißt hier was ist los? EINE DROHNE!!! Direkt über uns…
12.48 – Wir rennen los wie aufgescheuchte Hühner und verstecken uns unter einem Johhannisbrotbaum. Die Drohne ist immer noch da und surrt über unseren Köpfen. Ein prachtvolles Flugobjekt mit vier Rotoren. Wir sind davon überzeugt, dass perfekte Fotos aus luftiger Höhe von uns geschossen wurden. Mein Sohn beschwert sich darüber, dass die Drohne über eine hochwertige 4K-Kamera verfügt und gestochen scharfe Bilder macht. Ausgerechnet an diesem Tag hat er einen riesigen roten Pickel auf der Nase.
12:50 – Als die Drohne zum Parkplatz schwirrt ― wohl um das amtliche Kennzeichen meines Autos zu registrieren ― nutzen wir die Gelegenheit, lassen so schnell wie möglich die im Garten verstreut liegenden Werkzeuge verschwinden und bringen uns selbst in Sicherheit.
13:15 – Wir haben die Drohne abgehängt. Ich denke bereits an den netten Besuch der Polizei bei uns Zuhause und frage mich, wie hoch wohl die Geldbuße sein wird.
15:00 – Den ganzen Nachmittag reden wir über nichts anderes. Wir rufen Familienangehörige an, besprechen uns mit unserer Bekannten und legen uns fadenscheinige Ausreden zurecht, um unseren Aufenthalt in ihrem Garten zu rechtfertigen.



TAG 31
00:30 – Während die Drohne in meinen Gedanken herumschwirrt schlafe ich endlich ein. Schon verrückt das Ganze…
09:30 – Ich frühstücke in der Küche. Wieder Kommentare über die verflixte Drohne. Meine Frau findet das alles sehr witzig. Ich nicht so ganz.
13:30 – Meine Frau ruft mich zum Essen. Sie hat Tränen in den Augen vor Lachen. Soeben hat ihr unsere Bekannte eine Whatsapp-Nachricht geschickt. Der Nachbar unserer Bekannten, Brian, hat gestern ― aus lauter Langeweile während der Ausgangssperre ― so gegen viertel vor eins seine neue Drohne ausprobiert.
Jetzt schaue ich noch blöder aus der Wäsche.

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"Kellerer" sei Dank! Ihre Zufriedenheit und Dankbarkeit äußerten Münsinger Edeka-Kunden auf einem selbstgemachten Plakat am Ladeneingang. Vielen Dank auch von hier für die Arbeit an der vordersten Front!



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