Sonntag, 19. April 2020
So., 19. April
Mexiko-Special Vorab: Spricht man in Mexiko von "Corona", so wird das vorwegend mit der dort außerordentlich populären Biermarke verbunden, also ungefähr so, als würde das Virus bei uns "Augustiner" oder "Paulaner" heißen. Bei "Corona-Opfern" denken Mexikaner folgerichtig erstmal an Bierleichen, die intensiver Ausnüchterung bedürfen, wie hier im Bild.



Vanessa, die Freundin meines Sohnes Moritz, stammt aus Mexiko, genauer gesagt aus Tlaxcala, das ca. zwei Autostunden von Mexiko-Stadt entfernt liegt. Dort herrscht nun Ausgangssperre „Phase 2“, und wie man auf den Bildern unschwer erkennen kann, halten sich die Leute strikt daran. Parks und Marktplätze sind mit Bändern abgesperrt.



Für viele Mexikaner, die ihren Lebensunterhalt durch Straßenverkauf verdienen, ist die Situation katastrophal. Sie haben keinerlei Absicherung und können nicht auf staatliche Hilfen hoffen. Auch die Kriminalität geht ungebremst weiter, Supermärkte wurden bereits geplündert, Drogenkartelle liefern sich Revierkämpfe.
Für die normale Bevölkerung gilt die Devise: Bloß nicht in die Lage kommen, intensivmedizinische Hilfe zu benötigen. Das Gesundheitssystem in Mexiko ist in keinem guten Zustand, und so wurde ein amtlicher Leitfaden zur Triage von COVID-19-Notfällen entwickelt, der auf heftige Kritik stößt.
In ganz Mexiko gibt es derzeit offiziell 7.497 bestätigte Kranke und 650 Todesfälle. Es ist anzunehmen, dass das Verhältnis zwischen Kranken und Toten von immerhin an die 10 % auch daher rührt, dass viel zu wenig Tests zur Verfügung stehen.



In Tlaxcala ist die Situation relativ ruhig, die Anzahl der Infizierten ist noch sehr niedrig. Die Großeltern von Vanessa betreiben eine Autowaschanlage, die als einer der wenigen Betriebe noch öffnen darf, weil dort auch die Polizei ihre Autos wäscht.
Über die Anlage, die „El charco de las ranas“ (Froschteich) heißt, gab es sogar einen Bericht in den lokalen Nachrichten, in dem explizit gelobt wurde, dass die Arbeiter dort immer etwas zu essen bekommen. Vanessas fesche rothaarige Großmutter höchstpersönlich bekocht sie – keineswegs eine Selbstverständlichkeit in Mexiko.






Care-Pakete von El Chapo Die Tochter des legendären mexikanischen Drogenbosses "El Chapo" (der Kurze), der für ein paar hundert Jahre in einem USA-Hochsicherheitsgefängnis darbt, verteilt in seinem Namen Corona-Hilfspakete an Bedürftige in Guadalajara, der zweitgrößten Stadt Mexikos.



In den mit El-Chapo-Konterfei und Logo versehenen Kartons befinden sich Reis, Zucker, Bohnen, Kekse, Suppen und natürlich Klopapier sowie Atemmasken – ebenfalls mit El-Chapo-Logo.

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