Samstag, 18. April 2020
Sa., 18. April
Dr. Lohse berichtet (6) Die sechste Woche der Pandemie in Münsing:
Gestern hatten wir unser erstes Lagerfeuer. Bis nach Mitternacht sitzen wir ums Feuer, über uns funkeln die Sterne – frühsommerwarm, ein Fuchs bellt hartnäckig hinten auf dem Feld und der erste Igel schnuffelt vorbei.
Die Nachrichten bringen schon gar nicht mehr die neuesten Höchststände an Opfern der Pandemie in den anderen Ländern, sondern Deutschland freut sich über die Zahl 0,7. Ein „Coronapositiver“ steckt nur noch 0,7 andere Personen an. Alle atmen auf. Aber weder das Virus noch des Menschen Immunsituation hat sich geändert, es sitzen halt alle zuhause und stecken sich gerade nicht gegenseitig an. Ist's vorbei?
Gestern wieder Drive-In, 20 Personen getestet, es kommen gerade weniger zum Testen – kein Wunder, sitzen ja alle zuhause. Und doch wieder einige Positive. Eine erste neue Kette tut sich schon wieder auf. Alle anderen Fälle in der Praxis, also die, die ich selber verfolgen kann, sind nicht weitergegangen, haben aber fast immer einen bis zwei Kreise an Folgeinfektionen gezogen. Ich bin vollkommen überzeugt, dass wir nun in eine neue Normalität eintauchen: Wir haben ein niedriges Level an gerade brennenden Infekten. Jeder Infekt ist ein Funkenflug in ein Heufeld. Wenn wir den Funken erwischen und stoppen, brennt es nicht lichterloh, macht nur einen Fleck. Wenn wir die Augen zu machen und die Funken sich selber überlassen, verbrennen wir uns.
Auf die Herdenimmunität warten die Herdentiere, ich nicht. Wir haben in Deutschland jetzt vielleicht 80 000 Genesene, mit vielleicht vorhandener Dunkelziffer x10 sogar 800 000 Genesene = Immune. Das sind bei uns 80 Millionen Deutschen 1 %. Da warten wir noch lange, bis wir die über 50 % voll haben. Da passen wir lieber auf die Funken auf, nicht dass uns der Haufen doch noch abbrennt.
Ein großer Funken des Lagerfeuers reißt mich aus diesen Betrachtungen, autsch, meine alte Hose hat jetzt ein Loch. Der Blick wieder zu den Sternen mahnt mich, nicht jedes Bild und nicht jeden Vergleich dieser Pandemie unterzuordnen. Wie oft sitze ich auf einem Hochsitz und freue mich über die gleichen Sterne ohne an pandemische Funkenflüge zu denken. So ziehe ich mich jetzt wieder aus der inneren Pandemiespirale heraus und freue mich über den schönen Abend.
So richtig schön wird der Abend natürlich erst wieder, wenn wir mit Freunden um genau dieses Lagerfeuer sitzen, einen funkelnden Wein picheln und die Welt mit vielen Worten von allen Seiten beleuchten.

Aber so ganz langsam entdecke ich sie schon wieder, die schönen Seiten.

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Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen: Im Landkreis wurden am Freitagmittag, 17. April 2020, 370 Personen gezählt, bei denen bislang das Coronavirus nachgewiesen wurde. 235 Personen wurden inzwischen aus der Quarantäne entlassen, sie gelten als genesen. Aktuell werden Zwölf Personen stationär behandelt, vier von ihnen werden beatmet. Die Zahl der Verstorbenen liegt weiterhin bei drei.
Die Verdoppelungsrate liegt heute bei ca. 18,2 Tagen.

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Neues von Elke aus dem Wald Heute lässt uns Elke ein etwas seltsames Wesen zukommen, bei dem es sich nach genauerem Hinsehen wohl um eine Pflanze handelt.



Nachdem Elke uns über den Namen im Unklaren lässt, habe ich in der "Großen Pflanzenenzyklopädie" nachgeschlagen, wo jedoch nur der wissenschaftliche Name steht: "Wrzlbrnftl Ambachensis". Wer den allgemeinen Namen kennt, bitte melden!

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Loriot & Corona Auch die Website von Loriot will zur Erleichterung des Alltags in Krisenzeiten ein wenig mit Aufheiterung beitragen.
Schauen Sie mal rein!

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